Der COVACORO-Wochenrückblick: lesenswerte Artikel aus der deutschen und englischsprachigen Blogszene, in Summe mehr als die Teile.
Eine Leseempfehlung möchte ich für den aktuellen Marktkommentar der Vermögensverwaltung Mack & Weise mit dem Titel "Rien ne va plus" (Nichts geht mehr) aussprechen. Ich teile die Einschätzung, dass es sehr bedenklich ist, wenn von 150 befragten institutionellen Anlegern 2/3 antworten, dass die FED ihre Glaubwürdigkeit und ihre Instrumente verloren hat. Wenn dieser Vertrauensverlust weiter geht, wird es irgendwann mächtig knallen. Und das möglicherweise die nächste Rezession in den USA vor der Tür steht, pfeifen die Spatzen bereits von den Dächern.
Ein zweiter, nachdenklich stimmender Artikel und Chart wurde am 7.10. auf dem Blog "Momentum" veröffentlicht:
Er zeigt den bedenklichen Gleichlauf der Aktien im MSCI World im September 2015. Diese sogenannte Korrelationsanalyse ist unauffällig, wenn einige Aktien im Kurs steigen, andere fallen oder gleichbleiben. Wenn aber plötzlich ein hoher Teil (hier über 35%) sich im Gleichlauf befindet, lässt das auf eine hohe Nervosität unter den Marktteilnehmern schließen. Alle drängen zum Ausgang, verkaufen, koste es was es wolle. Ähnliche Spitzen der Korrelation traten auch zum Höhepunkt der Finanzkrise in 2008 und während der Eurokrise in 2011 auf. Societe Generale hat auch einzelne Märkte untersucht und schlußfolgert: die Diskrepanz zwischen günstigen und teuren Titeln ist gegenwärtig in Japan und den Schwellenländern besonders gross, Contrarians mit langem Atem sollten sich demnach dort umsehen.
Während also die wirtschaftliche Lage in den USA, die Charttechnik der amerikanischen Indizes, die unentschlossene Politik der FED und last but not least auch die hohe fundamentale Bewertung der US-Börsen (Stichwort: Shiller PE) deutliche Warnsignale senden und Risiko signalisieren, könnten das Abklingen der Nervosität (Sentiment sehr negativ), eine erste Stabilisierung in China und das oftmals positiv verlaufende letzte Quartal stützend für die Börsen wirken.
Hari Seldon von der Webseite Mr.Market beleuchtet im Artikel "Die fatale Angst zu verpassen" etwas Börsenpsychologie für uns. Er diskutiert den Drang, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, aus dem Blickwinkel eines Chart-Technikers. Da ich bekennender Value-Anleger bin, habe ich mit charttechnischen Prognosen nicht so viel am Hut. Aber ich beobachte an mir selbst und in Diskussionen mit anderen Anlegern immer wieder, dass diese Angst zu verpassen ebenfalls bekennende Value-Anleger und Contrarians betrifft. Ganz nach dem Motto: man muss jede Chance finden und ergreifen, sei es die Unterbewertung bei Aktie X oder eine Übertreibung nach unten bei Aktie Y nach einem Skandal. Dieser Drang zu handeln, scheint allgegenwärtig und ist Ursache für die meisten (spontanen, emotionalen) Fehlentscheidungen. Daher sollten auch fundamental ausgerichtete Anleger die beiden ersten Ratschläge aus dem Artikel beherzigen:
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Machen Sie Präferenzen nicht zu Gewissheiten!
Niemand kennt die Zukunft und wir reden am Markt nur über Wahrscheinlichkeiten. - Bekommen Sie unbedingt die blödsinnige „Angst zu verpassen“ in den Griff!
Das ist definitiv einer der idiotischsten Reflexe, die man am Markt überhaupt haben kann.
Last but not least, eine Leseempfehlung für den OPIRO Investment Letter September 2015, der hier abrufbar ist. Er untersucht, wie es mit den globalen Schulden und der politischen Kooperation bestellt ist, versucht eine Standortbestimmung, wo wir nach der Finanzkrise 2008 und der daraus resultierenden Staatsschuldenkrise seit 2010 stehen. Diskutiert werden 4 verschiedene Szenarien - gute Balance, globale Exzesse, Nicht-Einmischungs-Doktrin und eskalierender Nationalismus. Die Studie fokussiert bewußt auf das große Ganze und blendet die täglichen Nachrichten und kleineren Krisenherde aus. Das Fazit fällt dann auch gar nicht so schlecht aus, Zitat: "Alles in allem haben wir uns seit 2010 im Planquadrat des Szenarios 1 befunden. Die Schuldensituation hat sich zumindest im OECD-Raum entschärft bei gleichzeitig vertiefter politischer Kooperation."
Das ist eine ganz andere Nachricht, als man vielerorten lesen kann und darüber lohnt es sich, ein wenig nachzudenken. Man muß die Einschätzung nicht teilen, aber die geäußerte Argumente sind durchaus stichhaltig. Am Schluß der Studie haben die Herausgeber noch zwei konkrete Tipps für uns Anleger parat, aber das solltet ihr schon selber nachlesen ;-).
Der Slogan der Covacoro-Webseite heißt nicht umsonst: eigene Meinung statt Herdentrieb! Daher versuche ich im Wochenrückblick immer wieder Hinweise auf Artikel zu geben, die widersprüchliche Positionen vertreten und die unterschiedliche Sichtweisen auf die Wirtschaft und Kapitalmärkte einbringen.
Schönes Wochenende,
Covacoro
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Lula Selvy (Mittwoch, 01 Februar 2017 05:28)
I pay a quick visit daily a few websites and information sites to read articles, however this website gives feature based posts.