Mit einem Wochenrückblick melde ich mich aus den Ferien zurück. Lesenswerte Artikel der vergangenen Wochen, die ich gerne weiterempfehlen möchte.
Allianz Global Investors hat vergangene Woche die aktuelle Fassung des QE-Monitors veröffentlicht, der wieder einen Blick auf das Anleihen-Kaufprogramm der EZB wirft.
Er kann hier downgeloadet werden und ist eine der interessanten Publikationen, die auf dieser Webseite bereitgestellt werden (Siehe auch meinen Webreview-Artikel für mehr Informationen: AGI - Märke und Analysen).
Nach dem Brexit sind weitere Anleger in vermeintlich sichere Häfen - Staatsanleihen - geflüchtet, was deren Kurse steigen ließ und nun notieren bereits mehr als 50% der Papiere mit negativen Renditen. Die Übersichten von AGI zeigen drei interessante Fakten:
- die Ziele des Programms werden in keinem Teilbereich wirklich erreicht (die Ampeln stehen auf Rot bzw. Gelb bezüglich der verkündeten Ziele)
- die Kapitalmärkte behandeln Großbritannien (Pfund) sowie Italien innerhalb des Euro deutlich anders, als die restlichen Länder
- die Nettoemissionen werden in 2016 nicht ausreichen, die Nachfrage durch das EZB-Kaufprogramm zu bedienen (Defizit von ca. 440 Mrd. Euro), vor allem für Deutschland zeichnet sich ein Engpaß ab (Wirkung: stattdessen Ankauf von alten, länger laufenden Staatspapieren sowie von Unternehmens- und Agency-Anleihen)
Man darf gespannt sein, wie die EZB mit den erst 2017 beginnenden BREXIT-Verhandlungen und den resultierenden, ökonomischen Entwicklungen umgehen wird und wie lange das Programm noch funktioniert. Nach dem Lesen des Berichts kam mir nur ein Zitat in den Sinn:
"Die Definition von Wahnsinn ist,
immer wieder das Gleiche zu tun
und andere Ergebnisse zu erwarten."
Albert Einstein
Dazu passend: Daniel Stelter von beyond-theobvious.com verabschiedet sich in die Sommerpause und tut dies mit einem Artikel der Die Finanzmärkte befinden sich im Paralleluniversum überschrieben ist. Er kritisiert die Abkopplung von der realen Wirtschaft (dem kann man nur zustimmen, die Wachstumsprognosen und die Gewinne der Unternehmen werden seit längerem nach unten revidiert, Daten dazu habe ich in früheren Wochenrückblicken bereits veröffentlicht), den verbreiteten (Zweck-) Optimismus und die Darstellung der Aktie als alternativlose Anlageform und rät zu Vorsicht.
Spinnt man diese Gedanken weiter, führt das zu Fragen: Wie stabil ist unser Finanzsystem heute, wie stabil sind die Banken und das gesamte kapitalistische System an sich? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für den privaten Anleger, der mit immer neuen Krisen und Problemen bombardiert wird?
Aus meiner Sicht bleiben nur zwei Möglichkeiten: nüchterne Analyse (mit Verzicht des Versuchs langfristige Prognosen abzugeben) oder Studium der Historie und ein Fokus auf Antifragilität und Resilienz. Zwei Beispiele zu diesen Herangehensweisen möchte ich zur Lektüre empfehlen.
Einerseits die Analyse von Mark Dittli, der als Kern des Problems der Instabilität die vorhandene Unterkapitalisierung der europäischen Banken sieht: Was ist bloss mit Europas Banken los?
Dieses Problem betrifft nicht nur Banken in der EU, sondern auch solche aus der Schweiz und aus Großbritannien, lediglich den amerikanischen Instituten attestiert er eine bessere Kapital-Ausstattung.
Oder - als Beispiel für die andere Sichtweise - die Antwort von Albert Warnecke alias der Finanzwesir auf die Leserfrage Vertrauen wir zu viel? Wie ich finde eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Thema und bedenkenswerte Argumente.
Schließlich sollten wir nicht vergessen, dass zu jeder Zeit Probleme und Krisen zu meistern waren. Unsere Einordnung, wie schwerwiegend oder gefährdend sie sind, hängt stark davon ab, was wir in der näheren Vergangenheit erlebt haben und wo damit unser Referenzpunkt für die Einschätzung liegt. Dieser als Ankereffekt beschriebenen Verhaltensweise kann man sich nur schwer entziehen. Grund genug, sich damit zu beschäftigen, so wie es Achim Goldberg in seinem Juli-Newsletter gerade getan hat.
Interessante Lektüre wünscht
Covacoro
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