Folgende Beiträge sind mir in den vergangenen 2 Wochen im deutschsprachigen Internet aufgefallen und behandeln ganz unterschiedliche Themen: Trump und Deutsche Bank, Nullzinsumfeld und Sparen sowie die Perspektiven für die Schwellenländer.
Mark Dittli stellt die Frage: Was haben Donald Trump und die Deutsche Bank gemeinsam? Der Artikel beleuchtet das Collective-Action-Problem, welches beide Protagonisten haben, ist sehr lesenswert und unter Investoren ist ja der Spruch "If you panic, panic first" bekannt. Man könnte auch sagen, wer mit der Herde trumpelt, erlebt manchmal sein blaues Wunder. Tja und zufällig ist das Logo der Deutschen Bank blau.
Was gegenwärtig aus der Bank verlautet und über sie geschrieben wird, sollte also jedem Investor vor allem unter dem Blickwinkel Vertrauensverlust zu denken geben. Egal ob er sich für die Aktie interessiert oder Derivate, Investmentfonds oder ETFs besitzt, die im Bereich Investmentbanking bzw. Vermögensverwaltung durch Tochtergesellschaften betreut werden. Die undurchsichtigen Geschäfte, immer neue Gerichtsverfahren und Strafen haben die weiße Weste längst tiefschwarz eingefärbt und der Kurs tendiert folgerichtig Richtung Süden.
Schwerer wiegt der mittel- und langfristige Schaden für diejenigen, die die Bank brauchen, die geschäftliche Beziehungen mit ihr unterhalten und auf ihre Finanzkraft und Stärke angewiesen sind (Unternehmen), oder die ihrem Job dort nachgehen oder ihre Investmentprodukte kaufen (Mitarbeiter und Privatinvestoren). Denn erste Meldungen aus dem Hause zeigen, dass die Aktionen des Managements vor allem in eine Richtung gehen werden: Kosten senken, Entlassungen sowie Teilbereiche abstoßen. Diese Maßnahmen dürften weder Vertrauen zurückbringen, noch den Kunden der Bank nutzen.
Es würde niemanden verwundern, wenn entsprechend dieser Logik die ETFs unter der Marke db-x trackers an einen Konkurrenten veräußert würden, das Amerika-Geschäft nahezu eingestellt und das Derivate-Geschäft (Zertifikate, Hebelpapiere usw.) deutlich verkleinert. Denn ganz im Gegensatz zur Stärke der deutschen Wirtschaft legen die Banken hier zu Lande den Rückwärtsgang ein - kein schöner Ausblick!
Siehe auch:
Commerzbank dampft Investmentbanking ein
Investmentbanking benötigt zu viel Kapital
Im OPIRO Investment Letter September 2016 beschäftigt sich Magnus Pirovino mit der Frage: Wofür sparen wir überhaupt bei diesen tiefen Zinsen? Sie können den knapp vierseitigen Text per Klick hier downloaden. Was ich ungewöhnlich fand ist, dass er nicht einfach alle Schuld auf die Notenbanken abwälzt, sondern eine andere Betrachtungsweise anwendet - daher möchte ich diesen Artikel hier empfehlen.
Der Überhang an Ersparnissen in der westlichen Welt (seine erste These) ist für mich ein Fakt, andere Thesen des Papiers finde ich bedenkenswert, grübele aber noch, ob ich eher zustimme oder verneine. Lesen sie den Artikel bitte selbst und bilden sich eine Meinung, ob Pirovino den Kern unserer ökonomischen und politischen Probleme treffender analysiert hat als der Mainstream. Einen Vorgeschmack und Anreiz geben zwei Zitate:
"Die hohen Staatsschulden sind Folge unserer demographischen
Entwicklung, nicht Ursache des Problems."
"Eine Ausweitung der Schulden wird Teil der Lösung sein,
wenn langfristig in die Zukunft investiert wird."
Und wenn sie eine Meinung haben, dann würde ich mich über einen Kommentar oder Link freuen, welchen sie mit uns teilen!
Der dritte Artikel kommt von Dr. Ernst Konrad von Eyb&Wallwitz. Er beschäftigt sich in der Oktoberausgabe der Publikation Makroperspektiven mit dem Comeback der Schwellenländer. Nach dem gerade in der zurückliegenden Woche die Nachrichten aus China (10%iger Rückgang des Exports) allenthalben sehr negativ kommentiert wurden, ist der Artikel mit seinen zahlreichen Grafiken geeignet, die mittelfristige Perspektive gerade zu rücken und zu vermeiden, aktuelle News überzubetonen. Aus Sicht des Autors sprechen mehrere Faktoren für einen Einstieg: das sich verbessernde makroökonomische Umfeld wie auch die relative Bewertung gegenüber den Finanzmärkten der Industrieländer. Ich würde noch ergänzen: auch das Handeln entgegen der Herde spricht dafür.
Sicher hat sich schon mancher Leser gefragt, warum die Rubrik hier 3+1=5 heißt. Ganz einfach, manchmal streue ich zu 3 aktuellen Links genau 1 uralten, ja historischen Beitrag ein. Der Artikel kann die vorherigen ergänzen oder unter einem ganz neuen Licht erscheinen lassen, weshalb er meiner Meinung nach Mehrwert liefert, wenn er gemeinsam mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert genossen wird.
In der heutigen Zeit ist ja Aktualität das Nonplusultra und kurze Artikel in schnell verdaulichen Häppchen gewünscht. Auf covacoro.de versuche ich aber sowohl ausführlicher als auch
differenzierter zu sein. Hier also zum Schluss eine Kolumne aus dem November 2000. Waren sie beim Crash 2000, dem Platzen der Internetblase, dabei? Wissen sie noch, wie es 2001 und 2002
weiterging? Dann haben sie gegenüber Roland Leuschel einen
Vorteil, der das noch nicht wußte und seinen Ruf, Crashs vorauszusehen bzw. schlechte Börsenentwicklungen zu erahnen, gerecht werden wollte. Lesen sie seinen Artikel If you panic - panic first! und
schlagen sie die Brücke zurück zu den aktuellen Artikeln und dazu, was Prognosen taugen.
Interessante Lektüre wünscht
Covacoro
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3+1=5 - Wochenrückblick KW39/16
Buchreview: Die Bank. Das Geld. Der Staat
Sind sie bereit für ETFs?
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Warner Castillo (Mittwoch, 01 Februar 2017 02:03)
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