Heute möchte ich drei Bücher vorstellen, die verschiedener nicht sein könnten, die aber doch ein roter Faden eint.
Das erste Buch ist "Skin in the game" von Nassim Nicholas Taleb, ein leidenschaftliches Plädoyer für Verantwortung bzw. die Bereitschaft, Risiken zu übernehmen und zu tragen.
"Die Liebe hat elf Dimensionen: Mein Leben mit Stephen Hawking" ist die Geschichte einer Ehe, einer starken Frau und eines großen Wissenschaftlers in einem einzigen Buch. Der Blick hinter die Kulissen, schonungslos und berührend.
Last but not least stelle ich "Vom intelligenten Investieren" von Thorsten Polleit vor, das sich vornimmt, zeitlose Prinzipien für erfolgreiche Investments zu vermitteln. In der Einleitung liest man, dass es seine Frau war, die den Ökonomen zur Einsicht brachte, dass es praktikable Lösungen und nicht nur Ratschläge braucht.
Was alle drei Bücher eint, sind die die Stichworte Engagement, Risiko und Verantwortung. Nur die Ebene der Betrachtung ist jeweils verschieden: Gesellschaft, Familie, Geldanlage.
RISIKEN und VERANTWORTuNG ÜBERNEHMEN
Der schwarze Schwan und Antifragilität von Nassim Nicholas Taleb sind Bestseller und wurden hier im Blog schon mehrfach erwähnt.
Das neue Buch Skin in the Game* habe ich im englischen Original gelesen und es hat mich nicht enttäuscht. Taleb spannt einen weiten Bogen von der Historie bis zur Gegenwart, ja er verlinkt seine bisherigen Bücher nun mit Grundprinzipien, die alles zusammenhalten.
Namensgebend war "Skin in the game": etwas riskieren, mit Haut und Haaren involviert sein, egal ob es um Politik, Wissenschaft, Job oder Geldanlage geht. Gehst du ein Risiko ein oder bist du nur ein Schwätzer? Stehst Du zu Deiner Verantwortung?
Diese Fragen stellt Taleb ganz offen und er gefällt sich darin, antiintellektuell und ungehobelt zu wirken, wenn er Schimpfwörter für bestimmte Intellektuelle benutzt.
Taleb befragt lieber die Grossmutter als den Experten. Erstere wurde durch Versuche und Fehler klüger, also durch Handeln. Glaube dem, der etwas zu verlieren hat: seine Reputation oder sein eigenes Geld. So ein wesentlicher Ratschlag des Buches.
Besonders interessant sind die Ausführungen zu Risiko und Ergodizität. Bei sogenannten nicht-ergodischen Prozessen stimmt der Ensemble-Erwartungswert nicht mit dem Zeitreihen-Erwartungswert überein: Börsen-Investments fallen darunter, aber auch russischs Roulette. Die Behauptung, dass ein Einzelner die gleichen Renditen wie der Markt einsammeln kann, beruht auf der Prämisse, dass 100 Mal gleichzeitig das selbe ist wie 100 Mal hintereinander.
Diese Denkweise hatte schon Mandelbrot in seinem Buch Fraktale und Finanzen kritisiert und der Nobelpreisträger Gell-Mann pflichtete ihm 2016 in einem Artikel bei, der Evaluating gambles using dynamics betitelt war.
Talebs Buch ist auch im englischen Original gut lesbar und enthält viel Nachdenkenswertes. Ich bin mir sicher, dass es wie die Vorgänger sehr erfolgreich sein wird.
EINE STARKE FRAU, EIN GENIALER PHYSIKER
Meine zweite Empfehlung ist Mein Leben mit Stephen Hawking*.
Jane Hawking lernt den später weltbekannten Physiker während des Studiums kennen. Seine Krankheit ALS war bereits diagnostiziert, die Prognose mit nur noch 2 weiteren Jahren schlecht, trotzdem wählen beide die Heirat.
Offenen Auges nimmt Jane den Kampf mit dem Alltag und der Krankheit und Pflege ihres Mannes auf. Sie muss mit den Allüren eines Physikers klarkommen, der sich die Entstehung des Kosmos vorstellen kann und gleichzeitig oft wie ein trotziges Kind agiert.
Die Krisen, Panikattacken und medizinischen Notfälle werden nicht unter den Tisch gekehrt. Auch das Jane oft am Ende ihrer Kräfte ist. Aber sie steht wieder auf und entwickelt eine bewundernswerte Stärke, um mit der Situation fertig zu werden. Und die Familie mit 3 Kindern erlebt auch schöne, glückliche Momente.
Alles in allem werden Licht und Schatten sachlich dargestellt, auch warum die Ehe am Ende scheitert. Der Blick hinter die Kulissen ist schonungslos aber nie anklagend. Emotional ist das Buch ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt. Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau - dieser etwas angestaubte Spruch geht einem unwillkürlich durch den Kopf.
Das sehr lesenswerte Buch war Grundlage für einen Film, der überwiegend gute Kritiken erhalten hat. Wer sich der Geschichte also lieber visuell nähern will, hier ist der Link dazu (Amazon): Die Entdeckung der Unendlichkeit*
ZEITLOSES PRINZIP: Minimiere die FEHLER
Last but not least möchte ich das Buch Vom intelligenten Investieren* von Thorsten Polleit vorstellen.
Der gelernte Ökonom wechselte vom Lager der Theoretiker in das Lager der Praktiker, als er 2012 gemeinsam mit dem Value-Investor Matthias Riechert einen Investmentfonds übernahm. Sein Buch beruht auf seinen Kolumnen, die seit 2017 in der Wirtschaftswoche erschienen sind.
Um es vorwegzunehmen: Wer eine völlig neue Strategie oder ein Kochrezept für das Investieren erwartet, wird enttäuscht sein. Das Buch liefert indes einen Querschnitt der bekannten Theorien, hinterfragt bestimmte Aussagen und leistet Aufklärungsarbeit.
Polleit, Präsident des Ludwig von Mises Institute Deutschland, outet sich als Anhänger der österreichischen Schule und als Skeptiker der modernen Finanztheorie und der Hypothese vom effizienten Markt. Er bekennt sich zum Value-Investing und sieht rational keinen Grund, weshalb man sich an Kursen oder dem Sentiment orientieren sollte, die nichts mit dem Unternehmen und seiner zukünftigen Fähigkeit, Profite zu erwirtschaften, zu tun haben.
In 34 Kapiteln, die selten länger als 6 Seiten ausfallen, trägt der Autor viele Dinge zusammen: Man lernt sowohl etwas zu volkswirtschaftlichen Zusammenhängen (Zinsen, Inflation, Staatsanleihen, Geld, Zentralbanken) als auch zu typischen Fragestellungen einer Anlage-Strategie (Aktiv vs. passiv, Risiko, Investieren vs. Spekulieren, Prognosefehler, Diversifikation vs. Konzentration, Unsicherheit).
Das ist gut aufbereitet für Einsteiger ins Thema, maximal komprimiert und die Ausführungen sind gut verständlich. Aber vielleicht wird sich mancher Leser am Ende des Buches fragen, wie denn nun seine konkreten Schritte aussehen, um das Gelernte anzuwenden und den zahlreichen Fallstricken und Fehlermöglichkeiten zu entgehen.
Fortgeschrittene Anleger werden im Buch wenig Neues oder Überraschendes entdecken. Sie werden dies nicht dem Autor anlasten, da sie wissen, dass umsichtiges Investieren vor allem die Minimierung von Fehlern bedeutet und das Vermeiden von Selbst-Überschätzung. Es ist ein konstanter Lernprozess. Die eine Strategie zum stetigen Börsenerfolg gibt es nicht, sie ist eine Fata Morgana.
Insofern ist es schon ein Erfolg, dass ein so nüchternes, sachliches und kenntnisreiches Buch zum Thema Investieren in Deutschland publiziert wurde.
(c) 2019 Covacoro
Früher erschienene Buch-Rezensionen auf Covacoro.de finden Sie hier: Link
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