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Rückspiegel 04/19

Ist es Zeit dem Markt den Rücken zu kehren? (Bild: Kirchentür, Quelle: pixabay.com)

Die Finanz und Wirtschaft titelte "China, China, China" als Anfang April die Zahlen für die chinesischen Einkaufsmanager-Indizes veröffentlicht wurden.

 

Und Reuters sprach sogleich von einer Rückkehr zum Wachstum, auch wenn der Anstieg auf 50.8 Punkte "unerwartet" war und die meisten Ökonomen zuvor deutlich niedrigere Prognosen abgaben.

 

Meine Gedanken dazu und zwei weitere Leseempfehlungen: der Blick in den Rückspiegel.

 


Ein riesiger Bluff

 

Was sich an den Börsen nach den Zahlen des Caixin PMI abspielte, war Herdentrieb in Reinkultur. Niemand wollte eine Rallye verpassen, wenn China vielleicht die Kurve bekommt. Erst handeln, dann nachrechnen, so das Motto. Sogar die deutschen Indizes konnten deutlich zulegen.

 

Ich bleibe skeptisch und halte die PMI Daten für einen Bluff. Die tatsächlich vermeldeten Zahlen zur Produktion sind weiter schwach. Die Bestellungen im Ausland sind weiter schwach. Und seit 2018 sinken die Gewinne der Unternehmen Quartal für Quartal, wie ich an dieser Stelle bereits schrieb. Wenn also die Einkaufsmanager in der Umfrage positiv denken, wo sind ihre deutlich ansteigenden Bestellungen?

 

Könnte es sein, dass ein Signal der Stärke für China bitter nötig war? Besonders vor dem Hintergrund der desolaten Zahlen, um in den Verhandlungen mit den USA nicht vollends in der Defensive zu sein? War es nur ein kleiner Schritt von zweifelhaften, immer die Guidance erfüllenden BIP-Wachstumszahlen zur gezielten Beeinflussung der Umfrage der Caixin Media Company?

 

Weder die Ende 2018 beschlossenen Stimuli (siehe Kommentar von Kantoke am Ende des Artikels) noch die Beschlüsse des Volkskongresses der kommunistischen Partei sind für schnelle Verbesserungen der Wirtschaftslage gut. Reichte das aus, die Stimmung so deutlich ins Positive zu drehen? Oder war der Wunsch Vater der Statistik? Positive Stimmung zu verbreiten, kann man ja probieren. Wirkt vermutlich besser als Durchhalteparolen und überall Winkekatzen aufzustellen.

 

China: Caixin PMI auf Sicht von 2 Jahren, Quelle: investing.com
China: Caixin PMI auf Sicht von 2 Jahren, Quelle: investing.com

Handelskonflikt und Finanzmärkte

 

Wer eine tiefere Analyse zum Handelskonflikt und den amerikanischen und europäischen Börsen lesen will, kann das hier nachholen:

 

Makroperspektiven: Liegt Trump doch richtig?

 

Der Autor, Dr. Ernst Konrad, kommt zum Schluss: "Das geplante Treffen zwischen den beiden Präsidenten Trump und Xi ist aber erst einmal auf den April verschoben. Angesichts der jüngsten Wachstumsschwäche und dem Wegbrechen der Exporte hat vor allem die chinesische Seite Interesse an einer möglichst raschen einvernehmlichen Lösung."

 

Außerdem interessant: Er sieht antizyklisch die Chancen eher in Deutschland und Europa,

weil die Mittelabflüsse aus Investmentfonds mittlerweile schon über 50 Wochen anhalten. Diese Verkäufer seien mittlerweile aus dem Markt.

 

Allerdings ist die Outperformance der amerikanischen Börsen kein Phänomen, was auf das letzte Jahr begrenzt ist. Fundamental spricht momentan wenig für eine Übergewichtung europäischer Werte.

 


Interview mit Peter Thiel

 

Last but not least wurde ich auf ein interessantes, langes Interview mit Peter Thiel in einem anderen Forum aufmerksam gemacht (H/T @Al Sting). Ich möchte es meinen Lesern unbedingt zum Nachlesen empfehlen:

 

Die Köpfe im Silicon Valley haben sich gleichgeschaltet

 

Der Long Read über 4 Seiten tangiert Themen aus Wirtschaft und Politik: 

Läuft etwas falsch im Silicon Valley? Wo findet Innovation statt bzw. wird begünstigt? Ist künstliche Intelligenz nur ein Schlagwort? Wohin entwickelt sich das Internet, was ist mit Transparenz, Zensur und Privatsphäre? Ist die Politik von Donald Trump disruptiv? ... und noch vieles mehr.

 

Man muss nicht immer einer Meinung sein mit Peter Thiel, aber manche Argumentation fand ich schon spannend. 

 

 

Wir wollen keinen Social-Credit-Score wie in China.

Wir wollen uns nicht nackt ausziehen.

Es gibt ein Leben nach Google.

 

Peter Thiel

 

 

 

 

Covacoro

(c) 2019

 

 


 

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