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Schweizer Perlen

Auf dem Blog value and opportunity läuft gerade eine Artikelserie zu deutschen Aktien, die per Zufallszahl ausgewählt werden.

 

Mittlerweile gab es bereits 100 Kurz-Vorstellungen und ich dachte, da beteilige ich mich mal mit der Vorstellung von drei schweizer Unternehmen, die ich interessant finde.

 

Ähnlich wie der Blogger "memyselfandi007" werden ich das Unternehmen vorstellen, aber die jeweiligen Aktien keiner tiefergehenden Analyse unterziehen. Das sollte jeder selbst tun, wenn er die Firma interessant findet.

 


Warum die SCHWEIZ?

 

Allgemein bekannt ist, dass die Schweiz ein sehr kleines Land in der Mitte Europas ist. Seine Wirtschaft gilt als eine der stabilsten der Welt. Folgt man Wikipedia und den dortigen Quellen, tragen dazu die Preisstabilität und starke Währung entscheidend bei. Sie sorgen dafür, dass schweizer Unternehmen kontinuierlich an ihrer Wettbewerbsposition arbeiten müssen, nur so können sie im Export bestehen.

 

Die Lebenshaltungskosten und das Preisniveau sind hoch. Trotzdem ist die Schweiz als Lebensort begehrt. Auch die Lorbeeren, die das Land bei internationalen Rankings erhält, sind zahlreich. So belegt das Land beim Global Innovation Index in 2019 Platz 1 und beim Global Competitivness Ranking ist man unter den Top 5. Privatpersonen und Unternehmen schätzen das Umfeld.

 

Die fünf wertvollsten Marken sind laut Brand Finance: Nestlé, UBS, ABB, Zurich und Rolex. Neben diesen Blue Chips gibt es ebenfalls zahlreiche kleinere Unternehmen, die weniger bekannt, aber nicht minder innovativ, solide und profitabel geführt sind.

 

Die Investition in schweizer Aktien ist für einen deutschen Anleger seit 2019 nicht ganz einfach. Als Folge eines Streits mit der EU wurde die Notierung an deutschen Börsenplätzen eingestellt. Bleibt also der direkte Kauf in Zürich, über außerbörsliche Handelsplätze oder in ein wikifolio, denn ich sehe es so wie Frank Stocker, dass die EU sich hier langfristig ins eigene Knie schießt.

 

Schweizer Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreich und daher entwickeln sich deren Aktienkurse entsprechend. Hinzu kommt eine Währung, der man eine weitere Aufwertung zum Euro zutrauen kann. Ein attraktiver Mix wie ich finde, der es wert ist, über den Tellerrand zu blicken.

 

 


TORNOS - Maschinenbau in Höchstform

Tornos ist ein Werkzeugmaschinenhersteller, was zunächst nicht besonders sexy klingt. Das Unternehmen zählt ca. 760 Mitarbeiter und seine Wurzeln gehen auf das Jahr 1880 zurück.

 

Es stellt hauptsächlich Drehautomaten und Bearbeitungszentren her, die für besondere Präzision und hohe Produktivität bekannt sind. Gepaart mit einer hohen Zuverlässigkeit und Lebensdauer sowie einem lebenslangen Service finden die Maschinen Abnehmer in den Branchen Automotive, Medizin- und Dentaltechnik, Mikromechanik sowie Elektronik.

 

Konstante Innovationen sind nötig, um immer kleinere und kompliziertere Teile automatisiert zu fertigen. Gleichzeitig werden die Abmessungen der Maschinen immer kompakter. Ein gutes Beispiel, was eine solche Maschine leisten muss, sieht man im folgenden Video ab Minute 3:15. Ich nenne das Maschinenbau in Höchstform oder Robotik auf kleinstem Raum.

 

Wer sich einen Überblick über das Unternehmen verschaffen will, kann entweder die Unter-nehmens-Broschüre überfliegen oder sich die Führung durch die Fertigung auf Youtube ansehen.

 

Quelle: Youtube, TORNOS

Und das Beste daran: dieser Art von Hidden Champion wird auch zukünftig nicht durch 3D-Druck oder das Internet ersetzt werden, die Technologie und das Knowhow der schweizer Ingenieure und Techniker wird weiter gebraucht. :-)

 

 


COLTENE - auf den ZAHN GEFÜHLT

 

Damit ein Schwenk zum zweiten Unternehmen: Coltene. Das Unternehmen ist fokussiert auf die Zahnmedizin und daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass jeder von uns bereits mit Produkten von ihm in Berührung gekommen ist.

 

Coltene stellt ein breites Spektrum von Geräten und Verbrauchsmaterialien her: für die Restauration von Zähnen, die Endotonie, die Prothetik oder Infektionskontrolle. 2018 erfolgte die Übernahme von SciCan und MicroMega, so dass die Gruppe nun knapp 300 Mio. CHF jährlich umsetzt und eine kritische Größe erreicht hat.

 

Besonders gut gefällt mir, dass man die 3 Geschäftsgebiete gleichmäßig entwickelt, so dass Desinfektion, Zahnerhaltung und Verbrauchsmaterialien je ca. 1/3 zum Umsatz beitragen. In Europa und besonders in USA ist man damit bereits sehr erfolgreich.

 

Trotzdem fliegt das Unternehmen unter dem Radar der Anleger, die lieber in die Großen der Branche investieren, die meist aus den USA stammen. Nummer 1 ist sicher Dentsply, die 2015 Sirona erwarben - der frühere Siemens Dental Arm, der den Healthineers amputiert wurde.

 

Coltene ist bilanziell sehr solide aufgestellt und beteiligt seine Aktionäre mit einer attraktiven Dividende. Der langfristig wachsende Markt und die Resistenz gegen konjunkturelle Einflüsse sehe ich als weiteren Pluspunkt des Geschäftsmodells.

 

Quelle: Youtube, COLTENE


LECLANCHE' - AUFGELADEN ODER BaLD LEER?

 

George Leclanche' erfand 1866 eine Batterie, die schon bald sehr erfolgreich war. Das gleichnamige Unternehmen gibt es seit 1909.

 

Dem Thema Batterien ist man bis heute treu geblieben. Einerseits stellt man Lösungen für lokale Energiespeicher her, die auf Lithium-Ionen-Zellen und -Modulen beruhen. Andererseits ist man im Sektor der portablen Batterien unterwegs, wo man speziell zugeschnittene, besonders sichere Batteriesysteme konstruiert und baut sowie bezüglich der verwendeten Technologie flexibel ist. In den letzten 3 Jahren hat das Unternehmen Verluste geschrieben und ist trotz seiner technologischen Expertise in schwieriges Fahrwasser geraten.

 

Als Lichtblick darf gelten, dass die Zusammenarbeit mit den Branchen Marine, Schienen-fahrzeugbau und Nutzfahrzeuge nun begonnen hat, Früchte zu tragen. Das ist auch ein Erfolg des CEO, Anil Srivastava, der seit 2014 das Unternehmen leitet und der in 2019 den European CEO Entrepreneur Of The Year Award erhielt.

 

Im August 2019 konnte das Unternehmen vermelden, dass die e-Ferry Ellen ihre Jungfernfahrt über die Entfernung von 22 Seemeilen erfolgreich bewältigt hat und mit 4.4 MW die größte derzeitige Batterie an Bord eines Schiffes besitzt. Im Oktober folgte eine Erfolgsmeldung aus dem Bahnsektor, wo Bombardier Transportation als Kunde gewonnen wurde. Last but not least vermeldete die Handelszeitung im gleichen Monat den Einstieg in den Automarkt gemeinsam mit Toyota, dem weltgrößten Autohersteller, der als Pionier in Sachen Hybridfahrzeuge gilt.

 

Sind das Anzeichen, dass das Unternehmen einen erfolgreichen Turn-Around schaffen kann? Die Aktionäre des Unternehmens glauben jedenfalls noch daran, denn in der letzten außer-ordentlichen Hauptversammlung stimmten sie einer Verwässerung ihrer Anteile zu. Aber sicher ist das nicht, trotz der gut gefüllten Pipeline von Aufträgen. Eine spannende und riskante Situation und damit ein totaler Kontrast zu den ersten beiden Unternehmen.

 

Soweit die Vorstellung von drei Perlen aus der Schweiz, die man auf seiner Watchlist haben sollte. Wie immer gilt: do your own homework, invest on your own risk.

 

Viel Erfolg!

 

(c) 2019 Covacoro

 

Quelle: vimeo, Leclanche'


InSPIRATION DER WOCHE

 

Wenn Sie eine Stunde Zeit und Muße haben, schauen Sie sich Frank Abagnale an, den Mann hinter "Catch Me If You Can". Sie lernen etwas zu Offenheit, Durchhaltevermögen, Was wirklich wichtig ist und tun etwas für Ihre finanzielle Bildung.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Prof (Sonntag, 17 November 2019 18:38)

    Hallo Covacoro,
    danke für die Vorstellung der drei Aktien. Da sie über Lang & Schwarz handelbar sind, kann man sie ja in Deutschland problemlos kaufen.
    Hier mein Chartsenf:
    - Coltene: Hier scheint sich gerade ein Aufwärtstrend zu etablieren.
    - Tornos: Die Unterstützung bei 6,80 CHF muss halten, sonst sieht es böse aus.
    - LeLanche: Das sieht gar nicht gut aus, aber vielleicht sehe ich das zu schwarz.
    Viel Erfolg
    Prof