Zum Ende des Jahres möchte ich vier Sachbücher empfehlen. Als roter Faden eint sie, dass man sehr viele Fakten für kleines Geld erhält.
Bill Gates sagte über Hans Roslings "Factfulness", dass es eines der wichtigsten Bücher sei, die er je gelesen hat. Ein unverzichtbarer Leitfaden, um unsere Sicht auf die Welt zu über-prüfen. Ich habe jetzt endlich die zweite Auflage von 2018 gelesen.
Gabor Steingart hat als mehrfach ausgezeichneter Journalist bereits 2013 ein Buch verfasst, das den Titel "Unser Wohlstand und seine Feinde" trägt. Er verfügt über gute Beziehungen in Berlin und kennt den Politzirkus von innen. Mich interessierte seine damalige Diagnose und ob sich seitdem Wesentliches geändert hat.
Wie man Wohlstand erreicht, damit setzt sich Michael Braun Alexander in "Richtig reich" auseinander. Sein Buch hat mich überaus positiv überrascht, und das ist nicht leicht, weil ich bereits viele derartige Ratgeber gelesen habe. Lassen Sie sich durch den Titel keinesfalls abschrecken!
Last but not least ein Buch, worüber die Medien erst in 20 Jahren berichten werden: "Die Welt im Jahr 2035 gesehen von der CIA". Eine Übersetzung des Reports des National Intelligence Council (NIC) der USA, der sich dem Anspruch stellt, die Zukunft auf den Punkt zu bringen, indem man globale Trends analysiert und Szenarien entwickelt.
Neugierig geworden? Dann lesen Sie einfach weiter ...
FACTFULNESS
Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, war Professor für Internationale Gesundheit in Stockholm. Und er war ein begnadeter Statistiker.
Kann so jemand ein lesenswertes Buch schreiben? Klare Antwort: Ja! Wenn wir Menschen heute Fragen zum Zustand unserer Welt bekommen, dann antworten wir regelmäßig falsch. Egal ob es um Bevölkerungswachstum, Armut, Wohlstand, Katastrophen, Verbrechen oder Umwelt geht.
Die Mehrheit von uns verfügt über eine dramatisierende Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht. Fakten treten in den Hintergrund, Schlagzeilen und Halbwissen in den Vordergrund.
Daher setzt sich das Buch Factfulness* mit 10 Instinkten auseinander, wie wir Menschen Informationen aufnehmen und bewerten. Die Beispiele, woran diese Instinkte oder Mechanismen demonstriert werden, sind spannend und interessant. Am Ende wichtiger ist aber die Methodik, Factfulness in der Praxis anzuwenden, um bessere Entscheidungen treffen zu können.
Das Buch nimmt uns Leser dabei an die Hand, wie man die Welt besser verstehen kann. Es läßt uns nachdenklicher zurück, aber auch mit einer positiveren Weltsicht. Was für eine Reise der Erkenntnis!
Vielen Dank dafür auch an seine Kinder, die das Werk Ihres Vaters weiterführen.
UNSER WOHLSTAND UND SEINE FEINDE
Gabor Steingart ist Jounalist und Buchautor. Auf seiner Webseite und über die üblichen Plattformen bietet er seinen Podcast an, der täglich aktuelle politische und wirtschaftliche Ereignisse begleitet und analysiert.
Ich habe sein Buch durch Zufall in der hiesigen Bibliothek entdeckt und fragte mich, was nach mehr als 5 Jahren aus den "Feinden des Wohlstands*" wohl geworden ist.
Traf die Diagnose zu? Hat sich etwas geändert? Wie sah ein Kenner des Politzirkus und erfahrender Journalist die Lage damals? Denn ein kurzweiliger Podcast ist das Eine, aber Lösungen vorzuschlagen, ist um ein Vielfaches schwieriger.
Das Buch hat mich nicht enttäuscht, so viel sei verraten.
Ich teile Steingarts Meinung, dass eine Abkehr von der Marktwirtschaft stattgefunden hat. Zu einer Entflechtung von Staat und Finanzsektor, wie es der Autor vorgeschlagen hat, ist es aber seit 2013 nicht gekommen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Und will man provokant sein, so könnte man formulieren, dass das "Weiter so!" mittlerweile alternativlos zu sein scheint!
Trotzdem benötigen wir solche Bücher, die den Mut haben Vorschläge zu machen. Denn sonst findet eine Diskussion gar nicht mehr statt bzw. nur im News- oder Talkshow-Stil.
Wer sich also fragt, was aus dem Euro wird und aus der Europäischen Union, wer dazu eine Meinung bilden will, als einfach nachzuplappern, sollte besser Steingarts Buch lesen oder "Alles auf Anfang", das 2017 auf der Shortlist zum Wirtschaftsbuchpreis stand, als die zahlreichen Untergangs-Propheten und Crash-Prognosen.
RICHTIG REICH
Das dritte Buch trägt einen Marketing-Titel: Richtig reich*. Das ist schade, denn sowohl Struktur als auch Inhalt wissen zu überzeugen. Vielleicht reiche ich daher noch eine ausführliche Rezension nach, denn den 20 Geldregeln des Autors kann ich eine Menge abgewinnen.
Michael Braun Alexander hat Wirtschaftswissenschaften studiert, wovon das Buch an vielen Stellen profitiert. Er kann das Fachchinesisch der Finanzwelt verständlich übersetzen und erklärt die wichtigsten Kennzahlen von Aktien und Geschäfts-berichten nachvollziehbar. Damit eignet sich das Buch hervor-ragend für Einsteiger.
Besonders gut gefallen hat mir, dass er den psychologischen Aspekten der Geldanlage genügend Raum einräumt. Egal ob es um das Herden-Verhalten geht, Kursen in schwindelnder Höhe in der Hausse oder um die Bewältigung von Krisen und Crashs: Das Buch gibt Tipps, die wohltuend bodenständig sind.
Ein paar Beispiele gefällig?
"Die Kultivierung eines Gartens hat viel mit Geldanlage gemeinsam.
Bei beiden geht es um Wachstum."
"Wer in Erwägung zieht, sich selbst um sein hart erarbeitetes Geld zu kümmern, muss sich darauf einstellen und damit abfinden, Fehler zu machen."
"Der erste Aktiencrash im Leben ist der riskanteste.
Mit jedem weiteren wird die Sache nicht angenehmer, aber erträglicher, beherrschbarer."
"Mehr als jede andere Situation erfordert ein Marktcrash gezielte Vorbereitung, und zwar in ruhigen Börsenzeiten, wenn man selbst und das Umfeld entspannt und gelassen sind."
Daher empfehle ich das Buch nicht nur Einsteigern, sondern auch Fortgeschrittenen, die mit Ihren Ergebnissen nicht zufrieden sind oder die das Gefühl beschleicht, etwas besser machen zu müssen, um ruhiger schlafen zu können.
DIE WELT IM JAHR 2035
Prognosen sind unsicher - vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem sind sie wichtige Denkanstösse.
Der National Intelligence Council der USA entwirft in Zusammenarbeit mit vielen Fachleuten Szenarien, wie sich einzelne Länder, Regionen und die gesamte Welt in den nächsten 20 Jahren entwickeln werden. Und das in schöner Regelmäßigkeit und transparent, öffentlich zugänglich und weder politisch noch amerikanisch eingefärbt.
Das Buch stammt von Ende 2017, was aber überhaupt keinen Makel darstellt. Die Risiken und Chancen, wie sich die Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte, sind gleich geblieben. Viele Megatrends haben Bestand.
Dass Buch beschreibt, wie sich die Wirtschaft verändert, welche technologischen Neuerungen für die nächsten Umbrüche sorgen dürften, warum Regieren schwieriger wird, wie und warum der Populismus und die Heftigkeit der Konflikte zunehmen werden und was der Klimawandel bewirkt. Vieles davon ist nicht neu, aber der Blickwinkel darauf schon.
Denn im zweiten Teil leitet man ab, wie die verschiedenen Regionen der Welt auf Sicht von fünf Jahren auf diese ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen reagieren könnten. Zwei Schlagwörter dazu lauten: zunehmende Spannungen und rekonfigurierte Weltordnung.
Unter Bezugnahme auf die globalen Megatrends einschließlich der auf 20 Jahre absehbaren demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung, werden drei Szenarien für die fernere Zukunft vorgestellt: Inseln, Orbits und Communities lauten ihre Bezeichnung. Diese Szenarien beschreiben, wie sich die Handlungsfähigkeit der Politik ändert und wie sich alte und neue Allianzen bilden werden.
Das lesenswerte Buch ist eine Empfehlung wert: für Investoren genauso wie für den politisch interessierten Bürger.
(c) 2019 Covacoro
Früher erschienene Buch-Rezensionen auf Covacoro.de finden Sie hier: Link
Sollten Sie sich für eines der vorgestellten Bücher interessieren, so ist der Kauf bei Amazon über die Links im Artikel (gekennzeichnet durch einen Stern) oder durch Klick auf das Cover für Sie nicht teurer, ich erhalte allerdings eine kleine Werbe-Vergütung, wenn Sie diese nutzen.
Vielen Dank für die Unterstützung meiner Arbeit.
Kommentar schreiben